Berichte von 03/2013

Samstag, 16.03.2013

Let's go WILD!

Ihr Lieben! Nach 6 langen Wochen melde ich mich endlich wieder zurück.. Es tut mir wirklich leid, aber es gab bisher einfach keine Möglichkeit, hier etwas hochzuladen. Es gibt zwar ein freies W-Lan im Park (welches aber seit Wochen auch nicht mehr funktioniert), das aber leider noch schwächer ist, als die Verbindung in den Bergen. Im Moment sitze ich in einem McDonald's in Port Elizabeth mit ausgezeichnetem WiFi, deswegen lasse ich es mir nicht nehmen, euch von meinen Erlebnissen zu erzählen. Es ist wirklich unglaublich hier. Die Ranger, mit denen wir jeden Tag auf der Ladefläche eines Pick-Ups herumfahren, sind so herzlich und offen, wie ich es bisher kaum erleben durfte. Es ist unheimlich interessant, sich mit ihnen zu unterhalten und mehr über ihre Kultur zu erfahren, die einfach so anders und wild ist, dass es auf der anderen Seite total komisch anmutet, wenn sie mit den neuesten Smartphones hantieren oder von ihrem facebook-Status reden. Die jüngeren Ranger sprechen meist gut Englisch, während die älteren eher sehr gebrochen sprechen. Einige Ranger leben direkt hier im Park, während die meisten von ihnen in einem nahegelegenen Township in winzigen Hütten wohnen. In unserer ebenfalls winzigen Küche wohnen kleine Mäuschen, haufenweise Ameisen und Kakerlaken und auch eine kleine Eidechse. Zum Frühstück besuchen uns immer mal ein paar Äffchen, die auf unseren Dächern und in den Bäumen über uns herumturnen. Es sind Vervet-Äffchen (zu Deutsch: Grünmeerkatze), etwa so groß wie Hauskatzen, grau mit schwarzem Gesicht. Und die Männchen haben knallblaue Eier! ^^ In unseren Hütten hausen riesige, haarige Spinnen. Zum Glück hat jeder ein Moskitonetz über dem Bett. Aber das alles passt hier einfach hin! Gearbeitet wird hier kaum, die Arbeitsmoral ist überhaupt nicht mit unserer zu vergleichen. Während wir im Park herumfahren, machen wir immer 2 elendig lange Pausen und es gibt viel zu wenig Werkzeuge, was bedeutet, dass meist einer arbeitet und der Rest nur drumherum steht und zuschaut. Und ehe man am Morgen überhaupt losfährt, vergehen ebenfalls Stunden! Unser Alltag ist dennoch total abwechslungsreich und es gibt jeden Tag etwas zu sehen! Aber lest selbst..

 

Montag, 04.02.2013

Der Tag des Abschieds ist gekommen. Früh um 6 sind wir abgefahren, vorher habe ich noch meine restlichen Sachen verstaut und ein paar Fotos gemacht. Irgendwie komisch, diesen Ort, der mir nun schon so vertraut ist, für immer zu verlassen und mich auch noch von Sarah trennen zu müssen, die mir in den 3 Tagen mit ihrer offenen und fröhlichen Art wirklich an‘s Herz gewachsen ist.. Am Flughafen gab es dann noch eine letzte Foto-Session mit Leon und Mariska und dann war der Moment des Abschieds auch schon gekommen, mir sind sogar ein paar Tränchen übers Gesicht gekullert. Als ich dann aber im Flieger saß, war ich voller Vorfreude und Spannung auf mein neues Projekt. Neben mir saß eine nette ältere Dame, wieder mal aus Schottland (Zufälle gibt’s..) und ich hab‘ ein wenig geschlafen, als ich dann nach ca. 2-stündigem Flug an meinem nächsten Ziel war – Port Elizabeth, eine wunderschöne Hafenstadt, die ich auch schon auf meiner Chorreise vor 8 Jahren besucht habe. Nachdem ich meinen Koffer vom Band genommen hatte, war erst einmal Warten angesagt. Mein Abholservice sollte erst um 3 ankommen. Zum Glück habe ich nach einiger Zeit Jill angetroffen, sie wird mit mir die nächsten 8 Wochen im Addo-Park verbringen. Sie ist 19, kommt aus der Nähe von Erfurt und möchte dieses Jahr ein Studium bei der Polizei beginnen. Beneidenswert, dass sie jetzt schon genau weiß, was sie aus ihrem Leben machen möchte. Zusammen haben wir uns in ein kleines Lokal gesetzt und uns ein wenig gestärkt. Vorher musste ich aber noch Geld vom Automaten abheben, denn das Bargeld, was ich in Deutschland umgetauscht hatte, war nun endgültig aufgebraucht. Zum Glück war gerade ein Polizist in der Nähe, der mir dabei helfen konnte, denn irgendwie war das gar nicht so einfach. Leider wurde er dann aber ziemlich aufdringlich und meinte, ich würde ihm noch ein kaltes Getränk schulden und gab mir seine Visitenkarte. Komischer Kauz. Nachdem ich Jill dann beim Kauf einer Prepaid-Simkarte für ihr Handy geholfen hatte, haben wir Sabine und ihren Mann Albert getroffen. Sie kommen aus Wien und waren vorher für 2 Wochen bei einer Freundin zu Besuch, die nach Südafrika ausgewandert ist und nun mit ihren Eltern ein privates Wildreservat betreibt. Albert fliegt wieder nach Hause und Sabine kommt mit uns für die nächsten 4 Wochen nach Addo! Als wir dann noch kurz in einem Süßigkeitenladen geschlendert sind, haben wir uns entschieden, schon einmal vor zur Rezeption zu schauen. Doch als wir ankamen (es war erst halb 3), kam schon Fanie, unser Fahrer, mit unseren Namen auf weißem Papier angewedelt. Dort haben wir dann auch Bekanntschaft mit Rebecca aus der Schweiz und Henning aus Niedersachsen gemacht. Henning war jetzt 4 Wochen im Addo und muss aus familiären Gründen zurück nach Deutschland, will dann aber wiederkommen. So gingen also wir 4 Mädels zu unserem Gefährt und luden unser Gepäck ein. Den Kofferraum konnte man kaum verschließen, denn irgendein Metallteil baumelte nur noch lose herum, doch mit etwas Gewalt und einem lauten Knall war dann auch dieses Problem auf afrikanische Art gelöst. Los ging also unsere Fahrt in‘s nächste Abenteuer, vorbei an saftigen Hängen, Orangenplantagen und erbärmlichen Wellblechhütten, die im Müll versanken. Anscheinend ist es dort die gängige Methode, mit Abfällen umzugehen – sie werden einfach in der Umgebung verstreut, teilweise verbrannt. Selbst der angrenzende See, aus dem das ganze Dorf sein Trinkwasser bezieht, ist vollkommen zugemüllt. Einfach erschreckend. Südafrika hat eben auch seine Schattenseiten und noch lange nicht überall ist der westliche Wohlstand angekommen, obwohl böse Zungen behaupten, Südafrika sei das einzige Land auf diesem Kontinent, welches es einigermaßen „geschafft“ hätte. Während der Fahrt unterhielten wir uns und Rebecca, die sich am Flughafen schon etwas mit Henning unterhalten hatte, erzählte uns, wie es im Projekt so ist. Vor einigen Tagen wurde im Park ein Büffelkalb verwaist aufgefunden, welches jetzt mit Hilfe einer Milchkuh aufgezogen wird, die täglich gemolken werden muss. Klingt ja schon mal total spannend! =) Als wir nach ca. 1stündiger Fahrt an unserem Bestimmungsort angekommen sind, trafen wir Selomia, unsere Programmkoordinatorin, die nun für unsere Belange zuständig ist. Sie ist sehr klein und ihre Art ist total niedlich und sie scheint sehr bemüht zu sein. Nachdem sie uns unsere „Wendys“ (kleine, aber sehr feine Holzhütten) gezeigt hat und wir dann jeweils zu zweit (Rebecca mit Sabine und Jill mit mir) eingezogen sind, sind wir auch gleich für die nächste Woche einkaufen gefahren. Mit uns kamen 2 „Nature Conservation“-Studenten, die hier im Park ihr Praktikum absoliveren – Wonga und Khulekhani, kurz Khulex. Wonga kommt aus einem Township in Kapstadt und Khulex aus der Nähe von Durban. Los ging es also nach Kirkwood, etwa eine 45-minütige Fahrt von hier entfernt. Aber nicht etwa in einem normalen PKW, sondern auf der freien Ladefläche eines Pick-Ups! Was den Fahrer aber nicht davon abhielt, über 100 km/h zu fahren. Durchgewuschelt kamen wir also an einem Spar-Supermarkt an, jeder hatte ein Budget von 315 Rand (also knapp 30 Euro). Lächerlich gering, jeder musste noch etwas draufzahlen. Eigentlich eine Frechheit, die Organisation hat das Projekt mit „3 Mahlzeiten am Tag inklusive“ ausgepreist und nichts von einem Budget erwähnt! Als wir dann wieder bei unseren Wendys angekommen sind, luden wir gemeinsam noch unsere Einkäufe aus und sortierten alles in die winzig kleine Küche ein, machten uns ein leichtes Abendessen und fielen dann erschöpft in unsere Betten.

Dienstag, 05.02.2013

Unser erster Tag im Addo Elephant Nationalpark! Der Arbeitstag beginnt hier um 7:00 Uhr mit einer Besprechung im Freien, wo sich alle Ranger und Volunteers im Kreis aufstellen. Als erstes wird gebetet (natürlich auf der Sprache der Ranger – Xhosa, eine lustige Klicklautsprache, die für uns unmöglich auszusprechen ist), danach wird besprochen, was am Vortag erledigt wurde und was am heutigen Tag ansteht (natürlich auch auf Xhosa). Diese Prozedur dauert meist um die 15-30 Minuten und wir verstehen dabei natürlich kein Wort. Danach kommt Selomia zu uns und übersetzt, obwohl sie eigentlich nur Afrikaans und Englisch spricht. Doch trotzdem versteht sie fast alles, was die Männer sagen. Wieder etwas dazugelernt! Davor dachte ich, Afrikaans wäre ausschließlich die Sprache der Weißen! Für heute sollten wir uns aufteilen, Sabine und Rebecca haben einen Game Drive (also eine kleine 2-stündige Safari) gemacht und wir sollten dann abends einen Night Drive machen, was für Jill und mich bedeutete, tagsüber mit einem der Ranger loszufahren und ihm bei der Arbeit zu helfen. Zuerst aber gingen wir 4 Mädels mit Moses und Raghoo zum Büffelkälbchen und zur Kuh, um sie zu melken. Sie musste an den Hörnern festgemacht werden, und auch die Hinterbeine wurden zusammengebunden. Danach fuhren wir mit Poppy (oder Boppy..?) los. Er spricht nicht so gut Englisch, hat aber ein unglaublich herzliches Gemüt. Einer von uns sollte mit ihm vor in den Fahrerraum, und da Jill draußen auf der Ladefläche mitfahren wollte, saß ich dann mit vorn. Als erstes hielten wir an einem Ort, wo Zaunpfähle aufgestapelt waren und luden einige davon auf den Bakkie (das in Südafrika übliche Wort für Pick-Up). Danach fuhren wir einige Zeit herum und luden noch Moses und Zorro auf (Poppy stellte ihn uns zumindest als Zorro vor, später erfuhren wir, dass er ganz anders heißt, aber hier hat eh jeder mindestens drei Spitznamen.. Zorro heißt angeblich auf Xhosa „rauchen“ und da Zorro echt viel raucht, nennen sie ihn so), die die Elektrizität des Zaunes überprüften. Zorro hatte ein Gewehr dabei, das jetzt direkt neben mir beim Beifahrersitz Platz nahm. Entzückend. Danach sind wir noch an einen anderen Ort gefahren, um zu frühstücken. Die Ranger aßen Reis mit Hühnchen und Poppy bot uns etwas von seinem selbstgebackenen Brot und Rindfleisch an, was gar nicht so übel geschmeckt hat. Zum Nachtisch gab es dann noch Kaktusfeigen, sie nennen sie „Dolophia“. Poppy hat sie für uns geschält und brüderlich mit uns geteilt – echt lecker! Danach sind wir noch etwas herumgefahren und haben Wasserlöcher kontrolliert und eine Maschine repariert, die das Wasser dort hineinpumpen soll. Während der Fahrt haben wir dann auch schon unseren ersten „Addo-Elefanten“ gesehen und an der Pumpe zeigte uns Poppy eine Leopardenschildkröte. Er hob sie an und klopfte immerzu hinten auf ihren Panzer, damit sie nicht darin verschwand. Auch einen Mistkäfer haben wir gesehen und auch auf der Hand gehabt. Sie sind unglaublich groß und kräftig. Wenn sie auf den Rücken fallen, können sie sich ohne Probleme wieder umdrehen. Eine weitere Besonderheit ist, dass diese Art von Mistkäfer, der Flightless Dungbeetle, ausschließlich in diesem Nationalpark zu finden ist, was ihn sehr wertvoll macht. Überall stehen Schilder und Warnhinweise, dass der Dungbeetle auf den Straßen das Vorrecht hat und man nicht über sie oder den Elefantendung, ihre Nahrung, fahren soll. Nachdem die vormittägliche Arbeit erledigt war, fuhren wir noch etwas herum und pflückten Dolophia für unsere Mädels. Wir wollten sie schon mit der bloßen Hand abpflücken, doch Poppy konnte noch schnell genug schreien „Don’t touch them!“, denn sie haben viele viele kleine gemeine Stacheln! Man muss sich ein kleines Pflückgerät aus Draht basteln und dann am Boden mit einem blättrigen Bündel die Stacheln entfernen. Später ging es direkt durch das Township (der Name ist Nomathamsanqa, die letzte Silbe verschwindet dabei in einem einzigen Klicklaut, als würde man mit der Zunge schnalzen), in dem die meisten der Ranger wohnen. Wir sind dann zu Bekannten gefahren und haben Lunchpause gemacht, von halb 1 bis um 2. Die Männer haben aus einem einzigen riesigen Topf Reis mit Hühnchenstücken gegessen. In dem Raum war es stickig und im TV lief Wrestling, worüber sich alle köstlich amüsiert haben. Poppy schlief dann schließlich neben uns auf der Couch ein und auch Jill und ich hätten am liebsten ein wenig geschlafen, denn wir waren aus irgendeinem Grund hundemüde. Als das dann endlich vorbei war (niemand sagte uns, wie lange die Pause nun gehen sollte), luden wir noch Sampson und Lunga auf, dann erklärte uns Poppy auf holprigem Englisch, dass wir heute noch den Zaun reparieren müssten, da irgendwelche Idioten einfach einige Pfähle geklaut hätten. Und tatsächlich, der Draht war aufgeknipst und die Pfähle fehlten. Wirklich dumm, schließlich muss der Zaun stark genug sein, um Elefanten zurückzuhalten, und das auch noch so nah an der Siedlung! Nachdem auch das erledigt war, fuhren wir wieder zurück zu den Bekannten und machten mal wieder Pause, bis dann um 4 Feierabend war und wir wieder zurückfuhren. Danach trafen wir dann wieder Rebecca und Sabine, die den ganzen Tag frei hatten und bei ihrer Safari viele tolle Tiere gesehen hatten. Auch wir sahen bei unserem Night Drive viele schöne, und vor allem auch nachtaktive Tiere. Das beste waren die Hyänen, eine ist direkt an unserem Vehikel vorbeigelaufen – mit einem ganzen Antilopenbein im Maul! Leider konnte ich davon keine Bilder machen, meine Kamera ist für Nachtaufnahmen anscheinend nicht so gut geeignet. Als wir zurück waren, aßen wir noch etwas Salat und Brot und schliefen danach tief und fest.

Mittwoch, 06.02.2013

Heute sind alle Mädels zu viert losgefahren mit Zorro, Moses, Siha und einem Typen, der aussieht wie Chris Brown. ^^ Heutige Mission: Spekbooms begutachten. Spekbooms (Speckbäume) sind genaugenommen eher Büsche mit sehr dicken und saftigen, kleinen Blättern. Sie gehören zur natürlichen Vegetation des Addo-Parks und sind unter anderem eine wichtige Nahrungsquelle der Elefanten. Da einige Teile des Parks früher als landwirtschaftliche Felder genutzt und erst vor kurzem aufgekauft wurden, müssen diese jetzt wieder „aufgeforstet“ werden. Heute mussten wir also kontrollieren, ob die Spekbooms die erforderliche Entfernung voneinander haben und schon gut angewachsen sind und so – wahnsinnig spannend. Kaputtgelacht haben wir uns trotzdem, denn nachdem ich mich am Auto anlehnte, hatte es eine Beule. Was aber unter den ganzen anderen Schrammen nicht weiter auffiel. Witzig war auch, dass Zorro eine Liste ausfüllen musste, die auf Englisch geschrieben war und bei jedem Punkt musste er seine Unterschrift setzen. Nur leider hat er gar nicht jeden Punkt davon verstanden, was ihn aber nicht davon abhielt, es trotzdem zu unterschreiben. Danach hatten wir unsere Lunch-Pause bei „Jack’s Picnic Site“, einer eingezäunten Raststätte mitten im Park, wo kleine Bänke und Unterstände, Grills und ein WC zu finden sind - ziemlich praktisch, wenn man stundenlang im Busch rumkurvt. Es wurde nach einem Nashorn benannt, welches aus irgendeinem Grund im Park berühmt war. Im Übrigen gibt es hier im Addo ausschließlich das Black Rhino, also das Spitzmaulnashorn, welches sich von Blättern ernährt, während es im Krüger auch das White Rhino, das Breitmaulnashorn gibt, welches nur Gräser frisst. Durch die Jagd auf ihre Hörner haben sie sich in den letzten Jahren stark dezimiert und ihre genaue Anzahl im Park ist streng geheim. Jeden Tag gibt es neue Zahlen, wie viele Tiere in Afrika qualvoll sterben mussten, weil ihr Horn, welches ausschließlich aus dem Stoff besteht, aus dem unsere Fingernägel sind, in Asien als Aphrodisiakum gilt. Die Wilderer betäuben die Tiere und schneiden das Horn so tief ab, dass sie elendig verbluten oder töten sie gleich kurzerhand. Selbst die winzigen Hörner der Kälber werden nicht verschmäht und selbst wenn sie noch kein Horn haben, müssen sie neben ihrer toten Mutter verhungern. Wirklich grausam! Zurück zum eigentlichen Thema.. Nach der Lunchpause sind wir dann weiter gefahren, um eine Maschine mit Diesel zu betanken und wieder anzuschmeißen. Zwischendurch haben wir natürlich wieder viel gesehen – einen riesigen Büffelbullen, der im Wasserloch gebadet hat, eine ganze Elefantenfamilie mit Kälbern und jede Menge Warzenschweine. Am Ende des Tages haben wir dann noch frischen Elefantendung für „unsere“ Dungbeetles eingesammelt – sie werden in einer großen Kiste gezüchtet und im Touristenmuseum gibt es auch einen kleinen Schaukasten. Natürlich wurde der Dung mit auf die Ladefläche gepackt, auf der wir standen. Sehr appetitlich. Danach gingen wir wieder zur Kuh, um sie zu melken. Heute durfter jeder mal "an's Eingemachte" und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben eine Kuh gemolken - gar nicht so schwer, wie ich's mir immer vorgestellt hab! Danach kochte ich für uns alle ein Abendessen - ein Rindfleisch-Patty mit Backkartoffeln, Broccoli und Butternut! Jammie. =) 

 Donnerstag, 07.02.2013

Oh mein Gott. Nie wieder ins Nyathi! Das Nyathi (aus dem Xhosa übersetzt: Büffel) ist eine Sektion des Parks, die für Touristen nicht zugänglich ist und dementsprechend unerschlossen und holprig sind die Wege, was an sich aber nicht so tragisch ist. Die Landschaft und die Berge sind wunderschön und oft denkt man „Da kommen wir doch nie mit dem Auto hoch!“. Aber für diese Bakkies ist scheinbar alles möglich, obwohl unserer heute ständig angeschoben werden musste, weil er sonst nicht ansprang. Heute stand „Fence Clearing“ an, das heißt, die Elektrozäune von Unkraut zu befreien, welches die Leitungen stört. Ich hatte noch nie solche Blasen an den Händen. Wir hatten nicht etwa elektrische Geräte, sondern nur stumpfe Slasher, die nur mit viel Kraft etwas bewirkten und Handschuhe gab es auch nicht. Als wir etwa 2 km am Zaun entlanggelaufen sind (natürlich bergauf und bergab), machten wir Lunch. Phillip erzählte uns von den Xhosa-Traditionen, die bis heute praktiziert werden. Wenn man beispielsweise von seinem verstorbenen Vater träumt, und er mitteilt, er habe Durst, muss man Bier brauen (ein ekelhaftes Gesöff aus Maismehl und „King Corn“ - später mehr dazu). Wenn die Jungen volljährig sind, werden sie ohne Betäubung beschnitten und dann allein in den Wald geschickt – wo sie dann bleiben müssen, bis die Wunde verheilt ist. Danach müssen sie für ein halbes Jahr eine rote Paste im Gesicht tragen, damit jeder sehen kann, dass sie jetzt Männer sind. Bei den Frauen gibt es auch etwas Ähnliches – zum Glück keine Beschneidung, aber für europäische Augen ebenfalls sehr gewöhnungsbedürftig. Alle heiratsfähigen Mädchen des Dorfes werden in einem bestimmten Alter von den ältesten Frauen auf ihre Jungfräulichkeit untersucht (ich will nicht wissen, wie das vor sich geht) und je nachdem mit einer weißen oder einer roten Fahne gekennzeichnet. Die „roten Mädchen“ sind weniger wert und der zukünftige Ehemann muss statt 300 nur ca. 50 Kühe an die Familie zahlen. Im Übrigen ist Polygamie in Südafrika nicht nur legal, sondern auch sehr verbreitet – selbst der Präsident hat sage und schreibe 4 Ehefrauen und 20 Kinder! Allerdings ist Phillip gegen Polygamie. Er fände das viel zu anstrengend. Als unsere Lunchpause vorbei war, liefen wir weitere 2 km am Zaun entlang und schnitten das Unkraut weg, bis endlich Feierabend war. Selbst nachdem ich mir fünfmal die Hände gewaschen hatte, bekam ich den Dreck nicht weg. Abends entschlossen wir uns dann, alle ins Restaurant zu gehen, welches 3 Minuten Fußweg von unseren Wendys entfernt ist. Es gab Sekt, Amarula und für mich einen köstlichen Kudu-Spieß..

Freitag, 08.02.2013

Wow, wie cool! Heute musste im Park eine Leitung direkt an einem Wasserloch repariert werden. Jill und ich halfen beim Ausgraben und beobachteten die Tiere, die zum Trinken kamen. Auf einmal kamen sogar 2 Elefanten aus dem Busch und blieben direkt vor uns stehen, vielleicht 10 Meter von uns entfernt, tranken und bespritzten sich mit Schlamm. Zwischendurch standen sie auch einfach nur da und beobachteten uns neugierig. Für die Touristen muss das ein komischer Anblick gewesen sein – zwei weiße Mädchen und die Ranger so nah und ohne jeglichen Schutz bei diesen wilden Tieren.. Als einer der Elefanten dann neugierig näher kam, wurde uns etwas anders, doch die Ranger wussten genau, wie man sie zurücktreibt – groß machen und laute Geräusche von sich geben. Etwa 2 Stunden dauerten die Arbeiten und die Elefanten warteten geduldig, bis wir fertig waren und sie endlich trinken konnten. Nachdem das erledigt war, pflückten wir wieder einige Dolophias und aßen sie zum Lunch. Am Abend fuhren wir dann zu viert in den „Orange Elephant“, ein Pub mit anliegendem Backpackers-Hotel. Selomia sagte uns, dass dort ein Braai-Abend stattfindet, wo jeder sein eigenes Essen mitbringen sollte. Allerdings war diese Information falsch, so etwas habe es dort noch nie gegeben und der Besitzer des Pubs, Andries, der uns bei unseren Wendys abholte, machte sich den ganzen Abend darüber lustig. Uns war das natürlich mehr als unangenehm, doch alles war total problemlos. Es wurde extra für uns ein Feuer gemacht und Devet, ein netter Mitarbeiter, hat für uns gegrillt. Trotzdem war es uns etwas unangenehm, dass wir abgesondert von den anderen Gästen unser eigenes Zeug aßen, was sonst aber anscheinend niemanden gestört hat. Im Backpackers arbeitet Claudia, eine 17-jährige deutsche Volontärin, mit der wir uns dann noch recht nett unterhielten und wir lernten auch Sharl (oder so ähnlich) kennen, der zwar lustig, aber am Ende leider ziemlich betrunken war. Außerdem ist er (wie anscheinend leider viele der Weißen hier) ziemlich rassistisch. Einmal meinte er "The Blackberry is the only black thing that works". Wir haben uns nur beklommen unseren Teil dazu gedacht. Sharl arbeitet auch im Park, allerdings in der Finanzabteilung. Alle tranken einen sogenannten „Share Jar“, ein überdimensionales Gurkenglas gefüllt mit irgendeinem roten Gemisch aus Rum, Wodka, Sprite, Grenadine und weiß Gott noch was. Wir haben uns natürlich auch eines geteilt. Als Andries uns dann nach Hause fuhr, erzählte er uns, dass man bei ihm auch Unternehmungen für's Wochenende buchen kann. Das werden wir sicher mal in Anspruch nehmen!

Samstag, 09.02.2013

Unser erster Wochenend-Tag stand an und wir haben heute mal so richtig rumgegammelt. Nachdem wir schön gemütlich ausgeschlafen hatten, haben wir in Ruhe gefrühstückt, jeder hat ein wenig gelesen oder Musik gehört und um die Mittagszeit haben wir einen kleinen Abstecher zum Staff-Pool gemacht, der von den Mitarbeitern hier genutzt werden darf. Khulekhani führte uns hin und bekam den Schlüssel vom Poolgelände von einem kleinen Jungen, der auch gleich mitgebadet hat. Als neben mir im Wasser ein kleiner Frosch auftauchte, habe ich mich so erschrocken, dass ich laut aufgeschrien hab, aber zum Glück kam Khulex und warf ihn mit einer gekonnten Handbewegung aus dem Wasser. ^^ Am Nachmittag sind wir dann noch zum Ausguck gegangen, wo die Touristen einen wunderbaren Ausblick auf ein Wasserloch haben, an dem heute glücklicherweise gleich einige Elefanten für uns auftauchten.

Sonntag, 10.02.2013

Heute haben wir den „PPC Discovery Trail“ erkundet, welcher aber enttäuschenderweise nur aus einem zugewucherten Trampelpfad mit riesigen Spinnweben und einigen Informationstafeln bestand. Außerdem war es erdrückend heiß. Um die Mittagszeit hat es dann geschüttet wie aus Eimern, was den ganzen Tag anhielt.. Den restlichen Tag hieß es also wieder mal Lesen, Süßigkeiten essen und entspannen..

Montag, 11.02.2013

Heute Morgen war es ausgesprochen kalt. Durch den gestrigen Regen hat es sich um mindestens 10 Grad abgekühlt und der Fahrtwind hat es auch nicht besser gemacht. Heute stand nur langweiliges „Fence Patrolling“ an, was bedeutet, dass man am Zaun entlangfährt und ihn auf etwaige Schäden und Kurzschlüsse kontrolliert. Manchmal findet man dann leider auch tote Schildkröten, die mit ihren Panzern hängen bleiben und langsam verhungern oder "gegrillt" werden. Unschöne Vorstellung. =( Heute haben wir mal wieder Zaunpfähle direkt am Township ersetzt, was bedeutet, dass einer arbeitet und der Rest (heute waren es 5 Ranger) zuschaut. Es gibt einfach zu wenig Werkzeuge und die Arbeitsmoral der Ranger erlaubt es scheinbar nicht, 8 Stunden effektiv zu arbeiten (na gut, bei der Hitze..). Zudem erledigen die meisten Arbeiten die jungen Burschen, während die alteingesessenen nur kluge Ratschläge geben. Sehr lustig war aber Zorro, mit dem wir uns heute zum ersten mal so richtig unterhalten haben. Er erzählte uns von einer ehemaligen Volontärin, die ihm „Mamakuk“ gebacken hätte. Ehe wir verstanden, dass er Marmorkuchen damit meinte, erklärten wir ihm, was ein Mutterkuchen ist. Da er gerade aß, meinte er „You’re telling me crazy stuff while I’m eating, something is not right with you“. Allerdings musste er dabei selber lachen, also meinte er es keinesfalls böse. Uns wurde eher von dem schlecht, was er aß – zerrupftes Toastbrot mit Sauermilch. Blärg! Als er fertig war, fragte er uns doch tatsächlich nach dem deutschen Wort für „auf’s Klo gehen“ und als ich mich versicherte, welche der beiden Aktionen er meinte, und ich es ihm sagte, stolzierte er mit seinem Gewehr davon mit den Worten „I’m going to kacken now!“ So ein verrückter Kerl! Als er dann wiederkam, erzählte er uns sehr detailliert, warum er keinen Alkohol trinkt und wie er mal aus Höflichkeit einige Gläser Wein verkostet hat. Jeden Satz schmückte er mit Bewegungen und Trinkgeräuschen aus und wir mussten so lachen, als er erzählte, wie er den Wein jedes Mal unauffällig wegschüttete und wieder nachgeschenkt bekam. Nach unserem Arbeitstag fuhren wir wieder nach Kirkwood zum Einkaufen, diesmal aber gleich für 2 Wochen! Es ist wirklich schwierig, für diese Zeitspanne frisches Gemüse und Obst auszusuchen, vor allem dann, wenn man zu viert nur einen Kühlschrank hat. Aber auch das war dann geschafft und wir wurden auf der Heimfahrt mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt..

Dienstag, 12.02.2013

Heute haben Jill und ich uns einen freien Tag gegönnt. Immerhin hatten Rebecca und Sabine letzten Dienstag auch frei. =) Wir hatten um 9 Uhr einen Game Drive, bei dem wir Kudus, Büffel, Elefanten und Red Hartebeest (zu Deutsch: Kuhantilope, die zweitschnellste Antilopenart der Welt) beobachten konnten. Danach haben wir gemütlich gekocht und Brot gebacken (das Brot, das man hier zu kaufen bekommt, kann man eigentlich nicht wirklich als Brot bezeichnen), danach waren wir im Shop und haben uns ein Eis gegönnt. Auch der Nachmittag war wieder sehr ruhig und wurde mit Lesen und Quatschen verbracht.

Mittwoch, 13.02.2012

Bei der Besprechung am Morgen wurde uns mitgeteilt, dass wir die nächsten 2 Monate damit beschäftigt sein werden, insgesamt 30 Büffel für eine Auktion einzufangen. Wie geil ist das denn!? Die Büffel im Addo-Park sind besonders wertvoll, da sie der einzige Bestand in ganz Südafrika sind, die aus irgendeinem Grund, den keiner weiß, immun gegen verschiedenste Krankheiten, wie z.B. Tuberkulose, sind. Also werden jährlich Tiere an andere Parks verkauft, damit auch im übrigen Land gesunder Nachwuchs gezeugt werden kann. Diese Auktion ist für den Park natürlich ein Geldsegen und eine der Haupteinnahmequellen – letztes Jahr hat eine Kuh mit Kalb knappe 20 Millionen Rand gebracht! Ein Rekordpreis. Eigentlich sollte das „Game Capture“ schon heute beginnen, allerdings wurden die Pläne dann schnell geändert (was hier überhaupt nichts Ungewöhnliches zu sein scheint). Stattdessen haben wir ein Red Hartebeest gefunden, welches ungewöhnlich dünn war. Rebecca hatte es fotografiert und zeigte es den Rangern, worauf diese den „Big Boss“ (John, der große weiße Chef der Ranger hier) und den Veterinär Dave benachrichtigten. Während sie auf die beiden Männer warteten, wurde natürlich erst einmal Pause gemacht und gegessen. Als sie dann kamen, war das Red Hartebeest – oh Wunder – im dichten Busch verschwunden und die Ranger erfanden eine Ausrede, warum sie es aus den Augen verloren hatten. Schließlich hörten wir dann einen Schuss. Innerhalb von 10 Minuten hatten sie das Tier wieder ausfindig gemacht und erlöst. Als wir es dann unter einem Busch liegen sahen, war das ganz schön komisch. Aus der Nase floss Blut und es machte letzte Bewegungen. Als der Tierarzt ins Maul schaute, um das Alter des Tieres zu bestimmen, gab es ein röchelndes Geräusch von sich und es schien, als würde es seinen letzten Atemzug machen, denn der Brustkorb hob und senkte sich ein letztes Mal – doch der Arzt versicherte uns, dass es bereits tot sei, denn es hatte keinen Augenreflex mehr. Das Tier schien schon alt und sehr krank zu sein. Seine Hinterbeine waren kotverschmiert und anscheinend leidete es schon seit Wochen unter starkem Durchfall. Dave erklärte uns dann, dass es im Park zu wenige „Predators“, also Fressfeinde gäbe, die die alten und kranken Tiere ausselektierten, was große Probleme bereitete. Denn der Kot des kranken Tieres enthielt mit Sicherheit Millionen Parasiten und Keime, die andere Tiere, die das Gras nebenan fraßen, krank machen könnten. Wir luden also die tote Antilope auf unseren Pick-Up (auf dem wir natürlich auch standen) und fuhren zurück zum Main Camp, wo es dann gründlich auseinandergenommen werden sollte. Anfangs fand ich das noch mega spannend, aber dann musste ich raus – mir wurde richtig schlecht und ich hatte das Gefühl, gleich umzukippen. Und ich dachte immer, Tierärztin wäre mein Traumberuf! Stück für Stück wurde es zerlegt und von jedem Organ wurden Proben genommen. Auf fast jedem Organ befanden sich farblose Glibberdinger, ich glaube, das waren Würmer. Auf jeden Fall Parasiten. Mir war so schlecht, dass mir bei der Lunchpause jeglicher Appetit verging und ich konnte mir nicht vorstellen, jemals wieder Fleisch zu essen (wobei ich gleichwohl wusste, dass dieser Zustand höchstwahrscheinlich nur ein paar Tage anhalten würde). Nach der Pause haben wir das zerstückelte (und mit Draht provisorisch wieder verschlossene) Tier wieder auf den Pick-Up geladen. Mir wurde bei dem Geruch und dem sichtbaren Mageninhalt wieder leicht übel. Am schlimmsten war aber die Flüssigkeit, die sich in der Bauchgrube angesammelt hatte, eine Mischung aus Blut, Kot und dem Wasser, welches zur Reinigung der Gruselkammer verwendet wurde. Durch den Fahrtwind auf dem Pick-Up spritzte mir die ganze Scheiße (entschuldigt den Ausdruck) auf meine Beine! Ich hätte am liebsten gekotzt. Endlich angekommen, luden wir das Tier ab und warfen es wortwörtlich „den Löwen zum Fraß vor“, denn nur einige Meter weiter sahen wir sie – groß und mächtig, zwei Männchen faulenzend unter einem Busch, etwa 20 Meter von unserem Bakkie entfernt. Das entschädigte uns für jegliche Unannehmlichkeiten! Danach fuhren wir noch etwas weiter raus, wir waren auf der Suche nach Red Hartebeest-Schädeln. Anscheinend wollen sie nun erforschen, wie alt die Tiere sind, die die Löwen erlegen. Nachdem wir froh waren, dass das stinkende Vieh verschwunden war, luden die Ranger also die ebenfalls stinkenden Totenköpfe auf – na toll! Außerdem sahen wir noch einen riesigen Büffel und gingen in eine verlassene Villa – warum auch immer. Alles war voller Schimmel und Kot, aber das Gebäude und das Grundstück an sich waren beeindruckend! Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, wieso man ein solches Juwel einfach so verlassen und verkommen lassen sollte. Wirklich schade. Dann hieß es endlich Feierabend und wir fuhren zurück. Das wurde auch längst Zeit, denn es war unerträglich heiß, selbst der Fahrtwind war so heiß, dass er keine Erleichterung brachte und ich fühlte, dass mein Gesicht verbrannt war, obwohl ich natürlich Sonnencreme aufgetragen hatte. Wieder zu Hause angekommen spürte ich, dass ich noch nie so dringend eine Dusche nötig hatte wie heute und drehte nur das kalte Wasser auf. Noch während ich mich abtrocknete, merkte ich, dass mir schon wieder der Schweiß aus den Poren trat. So eine Hitze hatte ich noch nie erlebt, es mussten um die 50 Grad sein. Unvorstellbar, dass auf der anderen Seite der Welt tiefster Winter herrscht.. Als ich mit der Dusche fertig war, unterhielt ich mich mit Henning, der wieder aus Deutschland zurück war und erzählte ihm von den heutigen Erlebnissen. Später sind wir dann noch alle zusammen in den Touristenpool gegangen, bei diesem Wetter wirklich eine Erlösung.. Am Abend ging's dann noch zur Cocktail-Lounge unseres Restaurants, wo ich mir einen Pina Colada und eine Käsekuchen mit Eis genehmigte. 

Donnerstag, 14.02.2013

Valentinstag! Romantischerweise fuhren wir heute im Nyathi umher, um weitere Schädel von den Red Hartebeest einzusammeln. Wieder konnten wir die wunderschöne Landschaft und die Holperstraßen genießen. Außerdem kamen wir an eine verlassene Lodge mit dem Namen „Nguni“, die wohl vor 2 Jahren geschlossen wurde. Ich weiß nicht mehr den genauen Grund, aber ich glaube, es war entweder ein Brand oder ein Wasserrohrbruch. Auch dieser Platz war viel zu schade für den Leerstand – damals hatte die Lodge 5 Sterne und die Aussicht ist atemberaubend! Auf dem Rückweg hatten wir eine beeindruckende Begegnung mit einem Elefantenbullen. Da die Nyathi-Sektion für Touristen nicht zugänglich ist, sind die Tiere keine Fahrzeuge gewohnt und der Elefant stand mitten auf der Straße. Mit der Hupe, unseren Stimmen und Getrommel auf das Autodach versuchten wir, ihn zu vertreiben, was schlussendlich auch gelang, doch für einen erschreckend langen Augenblick ging das Tier einige Schritte auf uns zu, breitete seine Ohren aus und trompetete bedrohlich laut. Hätte er es sich nicht anders überlegt, wüsste ich wirklich nicht, was passiert wäre. Aber es ist ja alles nochmal gut gegangen. Nach Feierabend verschenkten wir einen kleinen selbstgepflückten Valentinsstrauß an Molla, einen 22-jährigen Ranger, den wir alle sehr mögen. Eigentlich hatte er uns am Morgen versprochen, uns auch Blumen zu besorgen, aber wie erwartet hatte er nichts dabei. Männer.. Phillip versprach uns aber, er hätte am Montag eine Überraschung für uns. Na da sind wir ja mal gespannt.

Freitag, 15.02.2013                                                  

Heute war mal wieder ein eher langweiliger Tag mit Fence Patrolling. Das Highlight war ein kleines Chamäleon, welches wir beim Dolophia-Pflücken gefunden haben. Wir nannten es Paulie und es begleitete uns an diesem Tag auf unserem Truck. Zwischendurch luden wir ein paar Leute am Straßenrand auf, erst standen nur 3 da, dann sollten wir aber warten, bis noch 4 weitere Leute aufstiegen. Sie hatten einen riesigen Joint dabei, gebaut aus einer Seite aus dem Telefonbuch und weiß Gott was. Wahrscheinlich eine Mischung aus Gras und Elefantendung (soll wohl tatsächlich auch high machen). Von dem Rauch färbte sich Paulie rabenschwarz! ^^ Nach unserer (Tor)Tour ließen wir es aber natürlich wieder frei, obwohl wir es in unserer Küche ganz gut als Kakerlakenfänger gebrauchen könnten.. Am Abend luden wir dann Sandhile und Zorro zu uns ein. Wir hatten extra einen Marmorkuchen gebacken und stellten ein paar Chips (da wir keine Schüssel hatten, mussten diese ins Nudelsieb) und Amarula auf den Tisch. Allerdings blieb es nicht bei den beiden, Wonga und Khulex kamen auch und Zorro brachte seinen neuen Nachbarn mit, der überaus komisch war. Er sagte kein Wort, lachte niemals und vergrub die ganze Zeit sein Gesicht in seinen Händen. Zorro erklärte uns zwar, dass er kein Englisch versteht, aber trotzdem fanden wir sein Verhalten mehr als traurig. Wahrscheinlich saß er noch nie in seinem Leben mit 4 weißen Frauen und einem weißen Kerl an einem Tisch. Sandhile bekam dann einen Anruf, woraufhin er verschwand, und auch Zorro ging, als niemand mit ihm tanzen wollte. Anscheinend war unser netter Abend ein wenig nach hinten losgegangen. Vermutlich haben diese Leute eine ganz andere Vorstellung, wie die „reichen Weißen“ an einem Freitagabend feiern und denken nun möglicherweise, wir seien geizig, weil es nur Amarula und ein winziges Stück Kuchen gab..

Samstag, 16.02.2013

Auf nach Port Elizabeth! Wir nutzen dieses Wochenende, um mal ein wenig Abstand von der Wildnis zu bekommen und werden heute und morgen das Big City Life genießen, das wir nun schon so lange entbehren mussten. Wir werden uns für die Nacht in eine Guest Lodge einmieten, die direkt am Strand gelegen ist. Vielleicht habe ich dann mal die Gelegenheit (und auch die Lust), ein paar Postkarten an meine Liebsten zu verschicken, die Adress-Liste ist lang.. Heute morgen haben uns mal wieder einige Vervet-Äffchen am Frühstückstisch besucht, die mit den blauen Eiern. =D Diesmal gab‘s anscheinend irgendeine Familien-Fehde, es wurde sich angeschrien und angesprungen. Ziemlich aufregend. ^^ Besonders süß war ein Baby-Äffchen, dass sich immer wieder unter den Bauch der Mami geklammert hat.. <3 Unser Fahrer kam dann auch erst einmal eine halbe Stunde zu spät, was hier aber irgendwie normal zu sein scheint.. Während der Fahrt kamen uns auf der Gegenspur dutzende Autos mit Warnblinkleuchte entgegen, es gab einen richtigen Stau! Sie alle wollten an einen riesigen Platz im Freien, den wir nicht identifizieren konnten. Fanie erklärte uns dann, dass dies eine Massenbeerdigung sei – jeden Samstag werden die Leute beigesetzt, die unter der Woche verstorben sind und natürlich kommt dann jeder mit Kind und Kegel aus allen Ecken,  jedes einzelne Auto und sogar ganze Reisebusse waren randvoll besetzt. Irgendwie sehr befremdlich, oder? Nach gut einer Stunde Fahrt kamen wir dann in unserer Unterkunft, der 4-Sterne-Lalapanzi-Guest Lodge an (Lalapanzi kommt aus dem Xhosa und heißt so viel wie „Leg dich nieder und ruh dich aus“). Uns hat es fast erschlagen. Es war unglaublich luxuriös, wir hatten sogar eine eigene Küchenzeile und einen Pool im Garten. Die Einrichtung selbst war sehr hochwertig und Frühstück war auch noch inklusive! Nachdem wir uns von diesem positiven Schock erholten (für diesen relativ geringen Preis hätten wir das wirklich nicht erwartet), sind wir erst einmal in ein Spur-Restaurant gegangen, eine Steakhousekette. Mein Gott, die wissen hier echt, was gut ist! Nach meiner 3-tägigen Fleischabstinenz (ja, ich hatte wirklich einen kleinen Schlenker vom Red Hartebeest-Ausweiden) war dieses "medium rare" Steak der Himmel auf Erden – Normalität, du hast mich wieder! ^^ Leider setzte sich eine unmögliche schwarze Familie an unseren Nachbartisch – einer fetter als der andere. Die Frau trug ein übelkeiterregendes Parfum und der ältere der beiden Söhne (höchstens 8 Jahre alt) konnte wegen seiner Masse nicht mehr richtig laufen. Natürlich gab‘s für jeden einen süßen Softdrink und einen riesigen Berg auf dem Teller.. Echt furchtbar. Danach sind wir zu einem Platz gegangen, wo einige Händler ihre Holzkunst und andere Kostbarkeiten verkauften, ich habe mir natürlich auch etwas gegönnt. Nachdem wir unsere Portemonnaies etwas erleichtern konnten, sind wir an den wunderbaren Strand gelaufen und haben Fotos gemacht – schöne, lustige, überbelichtete, verschwommene, perfekt-getimete.. Schade, dass ich hier nichts hochladen kann.. =( Nachdem wir auch dort genug hatten, sind wir zu einer sehr schönen Einkaufspromenade gelaufen, dem Boardwalk. Alles ist richtig chic und es gibt viele kleine Lädchen. Danach sind wir erst einmal wieder zurück zu unserer Lodge, um uns umzuziehen und uns für den Abend frisch zu machen. Wir sind dann wieder zum Boardwalk gelaufen, wo wir uns eine Fountain-Show angeschaut haben. Verschieden angeleuchtete Wasserstrahlen wiegen sich im Einklang mit schöner Musik. Wirklich sehr beeindruckend! Zwischendurch sind wir in einen Junggesellinnen-Abschied geraten, bei dem die Braut Cupcakes an die Masse verkaufen sollte – ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen, etwas zu spenden, selbstverständlich rein aus uneigennützigen Gründen. ;-) Nach der Show haben wir uns in einem kleinen Restaurant niedergelassen. Ich hatte nur einen Salat, ich war noch so vollgefressen von diesem Steak, mehr ging einfach nicht rein. Danach war uns allen noch zum Tanzen zumute und wir haben im Restaurant gefragt, wo man denn hingehen könnte. Sie meinten zu uns zwar, dass unsere Kleidung nicht freizügig genug wäre, haben uns dann aber einen Laden empfohlen und uns sogar noch ein Taxi bestellt – diese Leute sind einfach unglaublich hilfsbereit! Diese Taxis besitzen keine Taxometer, es scheint Festpreise für die verschiedensten Distanzen zu geben – und anscheinend hängt es auch von den Insassen ab, denn wir hörten den Fahrer an die Taxizentrale melden: „4 Deutsche von A nach B“ und am Ende nannte er uns den Preis sogar in Euro. Außerdem erzählte er uns, dass er immer eine 24-Stunden-Schicht habe und dann 24 Stunden frei. Verrückt, von Arbeitsschutzgesetzen hat man hier scheinbar auch noch nichts gehört. Im Club angekommen, wunderten wir uns erst einmal über das Schild „Kein Zutritt unter 21“. Zum Glück hat keiner nach unseren Ausweisen gefragt (die wir sowieso nicht dabeihatten) und da es eine Minute vor 11 war, mussten wir auch keinen Eintritt bezahlen – lässig! Leider war die Musik viel zu laut und es waren kaum Leute da.. Und die Leute die da waren, waren mir alle irgendwie zu weiß und zu aufdringlich. Ein richtig ekelhafter Typ hat Sabine einfach so auf den Mund geküsst – bah! Rebecca und Jill wollten nicht tanzen, also habe ich mit Sabine den Dancefloor unsicher gemacht. Besonders lustig war, als ein Lied auf Afrikaans kam, wo wir im Refrain immer verstanden haben „Mit seinem Schniedel, Schniedel“. Wir haben uns kaputtgelacht!!! Wir hatten wirklich viel viel Spaß, was wohl auch an dem billigen Alkohol lag..

Sonntag, 17.02.2013

Obwohl es gestern Abend ziemlich spät geworden ist, wachten Jill und ich von alleine gegen 8 Uhr auf. Wir hatten uns mit den anderen Mädels um 9 Uhr beim Frühstück verabredet, was auch etwas skurril war. Es war nichts vorbereitet und es war auch keine Ansprechperson da. Irgendwann haben wir geschnallt, dass wir uns einfach am Kühlschrank selbst bedienen mussten. Also aßen wir ein üppiges Katerfrühstück und bestellten uns dann ein Taxi, welches uns zu einer Shopping-Mall fahren sollte. Dort kaufte ich mir zu allererst ein neues Handy, denn das, was ich von Andrew in Nelspruit geschenkt bekommen hatte, habe ich geschickterweise vor einigen Tagen in die Waschmaschine getan. Gut gemacht! Zum Glück gab es schon eins für umgerechnet 15 Euro und nebenbei bemerkt finde ich das viel besser als das Alte. =P Nachdem wir dann noch einen Rucksack für Jill gekauft und einige andere Besorgungen gemacht hatten, fuhren wir wieder zurück zum Strand. Dort setzten wir uns in ein „afritalienisches“ Café, mit einem wirklich sehr eigenartigen Kellner, wo ich mir eine halbe Portion Pasta und einen Salat bestellte. Zu trinken gab’s einen leckeren Erdbeer-Milchshake. Hinterher war ich pappesatt und das alles umgerechnet für nicht einmal 7 Euro. Ich bin hier echt im Himmel! Lustig war, als wir den Kellner baten, die Tür zu schließen, weil es einfach unglaublich windig war. Leider ging sie dann nicht mehr auf, weder von außen, noch von innen. Also mussten alle Gäste durch einen provisorischen Eingang ein- und austreten. Und das nur wegen uns! Da im Café ein sehr gutes W-Lan vorhanden war, checkten alle ihre E-Mails und Facebook, und Rebecca war so lieb und gab mir ihr IPhone, damit ich meinen Eltern meine neue Handynummer in einer Mail schreiben konnte. Keine 2 Minuten später riefen sie mich auch schon an und wir telefonierten nach längerer Zeit mal wieder ausgiebig. Danach liefen wir wieder zurück zu unserer Lodge, diesmal aber über den Strand, wo wir noch einige schöne Muscheln sammelten. Punkt 4 Uhr stand Fanie, unser Fahrer, bereit, um uns abzuholen. Auf der hintersten Bank saß noch seine Frau, die ein unerträgliches Parfum trug (scheint echt Mode zu sein), was mir während der 1stündigen Fahrt echt Kopfschmerzen bereitete… Am Abend setzten wir uns dann noch ans Wasserloch, welches jetzt schön orange beleuchtet war. Und wie bestellt kam eine riesige Büffelherde ganz nah an uns heran und planschte und trank. Ein echt gelungener Wochenends-Abschluss!

Montag, 18.02.2013

Am Morgen hatte Phillip sein Valentinstags-Versprechen eingelöst und schenkte uns eine ganze Flasche von seinem selbstgebrauten Xhosa-Bier, welches wir sogleich bei ihm zu Hause verkosten sollten. Zum Glück schenkten wir uns selber ein und er verließ den Raum, sodass er nicht sehen konnte, wie wir unsere Gesichter verzogen. So etwas Widerliches hatten wir alle noch nie getrunken! Es war auch kein Bier, es war eine weiße, dickflüssige Brühe und geschmeckt hat es auch dementsprechend. Ich sag‘s euch, diesen Geschmack kriegt man stundenlang nicht mehr aus dem Mund, irgendwie eine Mischung aus Speck und vergorenem Scheißhaufen.. Heute war es unglaublich heiß und wir 5 Volunteers sind nur mit Zorro herumgefahren. Scheinbar nur aus einem einzigen Grund, denn als wir ihn fragten, was wir heute vorhaben, meinte er verschmitzt: „Wasting Time“. Ich mag diesen Typen. =) Henning schaute uns jedoch ganz verwundert an, als wir Zorro Zorro nannten, denn eigentlich würde ihn doch jeder Terror nennen. Wir fragten ihn dann selbst, was ihm lieber wäre und er meinte, Terror würde besser zu ihm passen und Zorro würden wir ihn nur nennen dürfen, wenn wir ihn beim Rauchen erwischten (denn er hatte uns hoch und heilig versprochen, damit aufzuhören). Als wir dann mit Terror am Wasserloch eine riesige Büffelherde sahen, gingen wir alle davon aus, dass wir nun endlich heute mit dem Game Capture beginnen könnten, doch er meinte nur, dass es heute zu heiß dafür wäre – oh man.. Die finden echt immer eine Ausrede, um nicht arbeiten zu müssen. ^^ Am Abend haben wir dann Rebeccas DVD geschaut, die sie sich in der Mall gekauft hat – Madagascar auf Englisch =)

Dienstag, 19.02.2013

Heute Morgen sind Sabine und Rebecca für 2 Übernachtungen nach Woody Cape gefahren, eine weitere Sektion des Addo-Parks, direkt am Indischen Ozean gelegen. Zur Besprechung am Morgen hieß es, es müssten einige Zaunpfähle im Nyathi ersetzt werden, also luden wir sie auf den Pick-Up und fuhren los. Während der gesamten Fahrt wurde gesungen, ich stimmte in ihre Lieder mit ein und sang die südafrikanischen Lieder an, die ich durch meine Zeit als Chorkind kannte – und schlussendlich sangen wir auch diese gemeinsam. Eine einmalige und wirklich schöne Erfahrung! Am Ziel angekommen sollten wir über diesen furchtbaren Elektrozaun klettern. Der Strom wurde zwar umgeleitet, aber das war trotzdem ein kleines Abenteuer, außerdem scheuchte uns Phillip und meinte, wir sollen uns beeilen. Leider habe ich mir dabei am Stacheldraht meine schöne türkise Jacke kaputt gemacht.. =( Warum wir uns nun beeilen sollten, blieb erstmal ungeklärt, denn wir machten erst einmal Frühstückspause. Toll. Zwischendurch ging Henning mit ein paar Rangern los, um nach den Löwen zu schauen, und tatsächlich haben sie welche gesehen. Als wir dann auch nochmal gingen, waren sie leider schon weg. Phillip entschied dann, dass es zu gefährlich sei, in der Nähe der Löwen zu arbeiten, so luden wir nur die Pfeiler ab und fuhren wieder – und da waren sie, mitten auf der Straße. Zwei ausgewachsene, wunderschöne Löwenmännchen. Jetzt war klar, warum wir uns vorhin beeilen sollten! Dummerweise mussten wir sie natürlich verscheuchen, ich hätte ihnen stundenlang zusehen können. Und ehe ich darüber nachdenken konnte, sah ich im linken Augenwinkel eine Gewehrspitze und dem folgte ein unglaublich lauter Knall – Elliott hatte direkt neben meinem Ohr, ganz ohne Vorwarnung, einen Schuss abgefeuert, um die Löwen zu vertreiben. Ich habe in meinem Leben noch nie so ein lautes Geräusch gehört und die Quittung kam sofort – ich bekam sofort einen Tinnitus und hörte stundenlang kaum mehr etwas auf meinem linken Ohr. Außerdem spürte ich einen Druck, als wenn man gerade getaucht wäre und noch Wasser im Gehörgang hat.. Äußerst unangenehm. Elliott entschuldigte sich sofort und ihm tat es sehr leid, aber ich fand es ziemlich daneben. Schließlich waren wir in keiner Gefahrensituation und er hätte uns darauf vorbereiten können. Aber ich ließ mir natürlich nichts anmerken, ich wollte nicht die deutsche „Sissie“ spielen (das allgemeine Wort für Tussi, von Weißen wie auch von Schwarzen gebraucht). Als wir dann zurückfuhren, hörten wir noch, wie die Löwen aus der Ferne brüllten – ein fantastisches Geräusch!

Mittwoch, 20.02.2013

Heute hatten wir eigentlich geplant, auf einen Horsetrail zu gehen, doch leider hat uns wieder mal der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zur Besprechung gingen wir heute in eine Halle und es wurde über das Game Capture beraten. Währenddessen erhielt ich eine Nachricht von Sabine und Rebecca aus Woody Cape auf mein Handy, es gäbe keinen Strom und es wäre tatsächlich mal harte Arbeit angesagt. Aber immerhin gibt es Handyempfang. Im Main Camp wurde beschlossen, heute endlich auf Büffeljagd zu gehen! Wir fuhren erst zum Nyathi und warteten dort mindestens eine halbe Stunde, bis wir dann einen Funkspruch bekamen, wir sollten nach Colchester (wieder eine andere Parksektion), wo wir tatsächlich von weitem das Meer gesehen haben. Allerdings war es unglaublich windig und ich hätte viel für ein bisschen Windschatten gegeben. Als wir in Colchester nicht fündig wurden, fuhren wir wieder ins Main Camp, aber auch dort nichts. Also hatten wir gegen 12 Uhr frei und gammelten etwas, schlenderten mal wieder durch den Shop, machten uns Pancakes und haben zusammen Madagascar Teil 2 auf Englisch angeschaut.

Donnerstag, 21.02.2013

Heute waren Jill und ich wieder faul und nahmen uns einen Tag frei. ^^ Also machten wir einen Game Drive und gingen mittags ins Restaurant. Ich hatte einen Burger mit Antilopenfleisch – wahrscheinlich wieder Kudu. Außerdem wurden wir sehr überrascht. Aus heiterem Himmel fingen die Kellner an, zu singen und zu tanzen! Und zwar wahnsinnig gut! Einige Lieder kannte ich sogar und mir kam eine Gänsehaut und sogar die Tränen.. Ich fühle mich so unglaublich wohl hier, irgendwie zu Hause.. Danach saßen wir noch ein bisschen am W-Lan, bis dann Sabine um die Ecke kam und uns vom Woody Cape erzählte. Zum Abend gab es Rührei mit Tomate und Sabine und Rebecca setzten sich noch ans Wasserloch und ins Restaurant – eigentlich wollten sie einen Night Drive machen, aber leider gab es dann doch keinen Platz mehr.

Freitag, 22.02.2013

Heute sind wir mal wieder rausgefahren, um Büffel zu jagen, wieder mal ohne jeglichen Erfolg. Also hieß es wieder mal „Checking Fences“.

Samstag, 23.02.2013

Heute ist Phillip unser persönlicher Fahrer gewesen. Punkt 9:30 Uhr hat er uns mit seinem klapprigen und verrosteten Privatauto abgeholt. Mehr als 80 km/h fährt es nicht und die ganze Frontscheibe ist total zersprungen. Aber es fährt. Unser erster Halt war Valencia, wo wir kurz vor 10 Uhr ankamen, um ein Rugby-Spiel von Vujo’s Mannschaft anzusehen, welches 10 Uhr beginnen sollte. Allerdings war keine Menschenseele dort, nicht einmal die Spieler. Nach einiger Zeit kam dann wenigstens Vujo (auch ein junger Ranger) angeschlendert – man, die sehen alle so anders aus in ihrer Privatkleidung! Irgendwann kam dann auch der Rest der Mannschaft, allerdings war vom gegnerischen Team noch immer nichts zu sehen.. Vujo hat uns dann im anliegenden Township herumgeführt. Ich habe mich natürlich gleich mal beim Hindurchkletten durch einen Zaun volle Kanne gestoßen und wurde von ein paar Kindern ausgelacht. Da wollte der Vujo mal mit uns angeben und dann sind die weißen Sissies so peinlich. ;P Wir waren aber natürlich auch sonst die Hauptattraktion dort. Alle Kinder sind uns hinterhergerannt und haben nach uns gerufen: „Mlungu!“, was so viel bedeutet wie „Weißer“. „Mlungu, please give me 1 Rand!“ hat ein Kind sogar gerufen. Zwischendurch kam dann auch ein selbst zusammengezimmerter Eselskarren an uns vorbeigefahren, das Taxi der Leute dort. Die Häuser sind sehr klein (wie Gartenlauben) und sehen teilweise sehr heruntergekommen aus, andere wiederum sind knallbunt angestrichen. Hinter fast jedem Zaun (falls vorhanden) stehen Ziegen, Esel oder Kühe, auf jeder Leine hängt bunte Wäsche (meist Kinderkleidung) und aus jedem Haus tönt eine andere ohrenbetäubend laute Musik. Auch wenn die Leute sonst nichts haben, ein großer Farbfernseher und eine ansehnliche Stereoanlage findet man so gut wie überall. Als wir zurück zum Spielfeld liefen, hörten wir von weitem einen ausgelassenen Gesang, der immer näher kam, bis dann schließlich mehrere Autos und ein ganzer Traktoranhänger auftauchten, der überfüllt mit weiß gekleideten Leuten war – auf dem Weg zu einer Beerdigung, denn es war wieder Samstag. Hier scheint die Trauerfarbe Weiß zu sein und es wird auch nicht wie in Europa getrauert. Es wird nicht nur geweint, es wird gefeiert, gesungen und getanzt, denn schließlich ist der geliebte Mensch nun an einem besseren Ort. Irgendwie toll, so mit dem Tod umzugehen. Als wir 12 Uhr weiterfahren mussten, hatte das Spiel immer noch nicht begonnen. Ich konnte mir sowieso nicht vorstellen, wie man bei dieser Hitze überhaupt Sport machen sollte. Wir fuhren ca. 40 Minuten nach Nanaga, wo wir etwas aßen und kurz verschnauften. Gegen 2 machten wir uns dann auf nach Schotia (einem privaten Wildreservat), wo wir eine sagenhafte Safari gemacht haben. Als wir warteten, dass es losgeht, hat mich Sarah aus Nelspruit angerufen und ich habe mal wieder mit Louis und Andrew gesprochen – total lieb! Sarah erzählte mir dass sie bei meinem Ausritt mein Handy wiedergefunden haben, natürlich total kaputt und durchnässt. Aber zurück zu Schotia.. Sabine hat die gleiche Tour ein paar Wochen zuvor schon mit ihrem Mann gemacht und hat es uns wärmstens empfohlen – zu Recht! Die 9 Löwen dieses privaten Wildreservats lagen mitten am Tag direkt neben der Straße und haben uns angestarrt. 1 Löwe mit seinen 2 Löwinnen und den Würfen des letzten Jahres. Die jungen Männchen hatten schon einen kleinen Mähnenflaum, der echt witzig aussah. Der „King“ war sehr eindrucksvoll. Mit seinen bernsteinfarbenen Augen starrte er uns regelrecht an, wie ein kleiner Teddy, der niemandem etwas zu leide tun könnte. Ich wollte gar nicht dort weg, doch es war Zeit für’s Abend-Buffet. Oh mein Gott, war das wieder mal geil! Es gab unglaublich viele Töpfe, in jedem verbarg sich eine andere Köstlichkeit. Und dieses Fleisch – unglaublich! Das zarteste Springbockfilet, das man sich vorstellen kann.. Und zum Nachtisch gab es einen sündhaften Malva-Pudding mit Vanillesoße.. Mir läuft sogar beim Schreiben noch das Wasser im Mund zusammen. Nach dem ausgiebigen Abendessen machten wir uns noch einmal auf, um die Löwen bei ihrer abendlichen Jagd zu beobachten. Doch leider hatten wir kein Glück und sie waren zu faul zum Jagen – trotzdem toll, sie bei ihrem Streifzug im Dunkeln zu beobachten, alle 10 Meter haben sie sich wieder auf den Boden geworfen und sich ausgeruht. Außerdem haben wir einige Nilpferde beobachten können, wie sie wie gewöhnliche Kühe grasten – nur etwas schwerfälliger. Kaum zu glauben, dass sie als die gefährlichsten Tiere Afrikas gelten, weil durch sie die meisten Menschen sterben. Außerdem haben wir auf der Tagessafari Giraffen, White Rhinos und Krokodile gesehen, was der Addo-Park nicht zu bieten hat. Grund ist, dass ein Nationalpark den Regeln des Staates unterliegt und z. B. in diesem Gebiet auf natürliche Weise keine Akazienbäume wachsen, also auch keine Giraffen vorkommen. In einem privaten Park kann der Besitzer jedoch anpflanzen und beherbergen, was er möchte. Alles in allem war dieser Ausflug total gelungen und das Highlight meiner Reise! Bis jetzt…

Sonntag, 24.02.2013

Heute ging es gleich 7 Uhr morgens zum Kajak-Fahren. Devet vom Orange Elephant hat uns barfußfahrender Weise abgeholt, was hier nicht nur erlaubt, sondern auch total normal ist. Sogar die Fahrprüfung kann man barfuß absolvieren. Total verrückt. Das Kajaking war echt schön. Begleitet hat uns John vom Orange Elephant, dem das Back Packer's gehört. Das Wasser war meist sehr ruhig und ab und zu ist man sogar in den Steinen hängen geblieben, weil es so niedrig war. 6 km und ca. 2einhalb Stunden später waren alle klitschnass und eine tolle Erfahrung reicher. Danach haben wir noch ein kostenloses Frühstück im Orange Elephant bekommen, welches aus Brot, Marmelade und Cornflakes bestand. Aber immerhin. Als wir dann wieder zurückkamen, beschlossen wir, ein wenig Wäsche zu waschen – ein fataler Fehler. Unsere Küchenmaus muss den Schlauch durchgebissen haben, so dass unsere ganze kleine Küche unter Wasser stand. Echt super. Ich schickte Selomia eine SMS, die am Wochenende natürlich nicht da war und sie schickte zwei Ranger, um sich die Sache anzuschauen, aber repariert oder abgeholt wurde sie nicht..

Montag, 25.02.2013

Heute war Pay-Day, das heißt die Ranger bekommen ihr Monatsgehalt und fahren dann meist nach PE oder in eine andere Stadt, um einzukaufen. Gearbeitet wurde heute natürlich nicht. ;) Außerdem war es extrem heiß und wir sind mal wieder in den Touri-Pool gegangen, um uns abzukühlen. Leider waren dort eine Unmenge an Wespen oder Fliegen oder was auch immer drin.. Wir sind dann wieder zum Wendy gegangen und ich habe mit Jill zusammen Transformers angeschaut, eine von Hennings DVD’s, die er aus Deutschland mitgebracht hat. Danach bin ich ca. zwei Stunden zum W-Lan vorgegangen, um ein wenig mit meinen Liebsten zu schreiben. Zum Abend hat Jill Bratkartoffeln mit karamellisierten Äpfeln gezaubert, total lecker!

Dienstag, 26.02.2013

Heute war es beinah unerträglich. Ich bin mit Kopfschmerzen und total verrotzt aufgewacht, ich habe mich tatsächlich erkältet.. Und das bei Durchschnittstemperaturen um die 30 Grad. Gut gemacht! Bin aber trotzdem mit rausgefahren, allerdings gingen mir ziemlich schnell die Taschentücher aus, was echt sehr unangenehm war. Außerdem hatte ich anscheinend Fieber, ich habe mein T-Shirt komplett vollgeschwitzt und habe trotz Jacke gefroren. Zum Glück hatte Sabine eine Aspirin dabei, die sie mir in der Mittagspause gegeben hat und nachdem ich ein wenig geschlafen hatte, ging es dann auch wieder einigermaßen. Ich war dann aber heilfroh, als wir wieder zurück bei unseren Wendys waren. Alle anderen sind dann für die nächste Woche einkaufen gefahren und ich habe etwas TV geschaut und geschlafen. Als dann alle wiedergekommen sind, habe ich noch mitgeholfen, die Einkäufe zu verstauen und habe mir einen kleinen Salat gemacht, um dann kurze Zeit später wieder in’s Bett zu fallen..

Mittwoch, 27.02.2013

Die Mädels und Henning sind heute bereits um 5:30 Uhr losgefahren, um Büffel zu fangen. Mal sehen, ob es diesmal klappt. Ich habe bis um 8 Uhr ausgeschlafen, dann erst mal in Ruhe gefrühstückt, geduscht und ein wenig TV geschaut. Dann habe ich unser Wendy aufgeräumt und etwas Wäsche per Hand gewaschen (die Waschmaschine ist immer noch kaputt). Zwischendrin fällt immer mal wieder der Strom aus, ich vermute, weil es so heiß ist. Mache mir etwas Sorgen um die Sachen im Kühlschrank.. Dann unterhielt ich mich ein wenig mit Khulex, der mir ein Bild von seinem Sohn zeigte.. Total niedlich. Aber er ist noch so jung.. Erst 23. Das Kind war auch mehr oder weniger ein Unfall und wohnt nun bei Khulex‘ Großeltern, weil die Mutter des Kindes sich auf ihr Studium konzentrieren muss. Wir unterhielten uns noch etwas über das Leben in Südafrika und über das Leben in Deutschland, bis die Mädels wiederkamen. Eigentlich hätten sie eher als sonst Feierabend gemacht, aber eine gerissene Stroml